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Drucken allein genügt nicht mehr – so werden Druckereien zum Mediendienstleister

Traditionalisten besingen allzu gern die guten alten Zeiten. Bezogen auf die Druckindustrie war das die Epoche der hohen Auflagen, der opulenten Margen und einem eher ruhig dahinströmenden Geschäft – damals haben die Kunden „die schwarze Kunst“ fast ehrfürchtig noch als solche anerkannt. Aber wir wissen alle, dass diese Ära längst zu Ende ist.

Heutzutage sind Druckereikunden mündiger und preisbewusster. Die Geschäftsausstattung etwa wird günstig bei den bekannten Online-Druckern geordert, das Briefpapier kommt nun oft aus dem eigenen Farbdrucker. Durch die zunehmend digitale Kommunikation hat Print in den letzten zehn Jahren zwar vielleicht keine Federn gelassen, aber das Druckvolumen stagniert laut des Bundesverbandes Druck und Medien bei etwa 20 Milliarden Euro.

Im Ergebnis ist das Druckgeschäft heute eher quirlig. Viele kleine Aufträge wollen fix und supergünstig erledigt werden. Die Margen sind im Sinkflug (dafür steigen mit schöner Regelmäßigkeit die Papier- und Materialpreise – aber das ist eine andere Geschichte). 

Druckereien sollten sich neu erfinden

Um diese Entwicklung abzufangen und zu überstehen, sollten sich Druckereien neu aufstellen, sich neu erfinden. Das betrifft einerseits die Optimierung der bestehenden Abläufe von der Kundenberatung und Kalkulation über die Produktion und Weiterverarbeitung bis hin zu Logistik und Versand – alles mit dem Ziel, Reibungsverluste zu minimieren und damit die Zeit- und Kosteneffizienz aller Prozesse deutlich zu steigern.

Andererseits ist diese meist dringend nötige Optimierung zu kurz gesprungen, wenn das Auftragsvolumen nicht gesteigert werden kann. Dabei sollten sich Druckereien darüber klar werden, dass die reine Druckproduktion heute eine austauschbare Dienstleistung ist. Kunden setzen heute zurecht voraus, dass die Qualität des bloßen Drucks einfach stimmt – damit fällt sie als Differenzierungsmerkmal aus.

Dazu kommt, dass das Geschäft im klassischen Akzidenzdruck fast ausschließlich vom Preis bestimmt wird. Treiber dieser Entwicklung sind die großen Druckbroker wie United Print, WIRmachenDRUCK und andere. 

Diese Unternehmen haben es durch konsequente Standardisierung und Automatisierung geschafft, die Druckproduktion zu industrialisieren. War die Produktpalette zu Beginn des Online-Drucks überschaubar, so gilt mittlerweile das Motto „es gibt nichts, was es nicht gibt“ – vom Akzidenzprodukten über Plakate, Textildruck bis hin zu Fahrzeugbeschriftungen ist alles möglich.

Neue Geschäftsmodelle sichern die Zukunft

Wenn sich Druckereien neu erfinden wollen, kommen sie um die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle nicht herum. Ein guter Einstieg ist dafür sicher eine Kooperation mit einem der genannten Druckbroker, diese bieten dafür entsprechende Partnerprogramme an. Damit kann die Vertriebspower gestärkt werden. 

Eine weitere interessante Option für die Ausweitung des Geschäfts sind Corporate Printing-Portale. Dieses Geschäftsmodell basiert auf einem Webshop, den Druckereien für ihre Unternehmenskunden in deren Markenauftritt entwickeln.

Über solche Onlineshops können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Handelspartner des Druckereikunden standardisierte Drucksachen wie Briefpapier, Visitenkarten, Flyer, Plakate und vieles mehr bestellen.

Der Vorteil: Wenn sich ein Kunde erst einmal für ein solches Angebot entschieden hat, wird er weniger wechselbereit sein – Corporate Printing-Portale sind damit ein Mittel zur Steigerung der Kundenbindung.

Das in Augsburg ansässige Druckhaus LONGO Deutschland etwa betreibt solche Shops für derzeit 30 Kunden, darunter die SOS Kinderdörfer in Österreich, den Malteser Hilfsdienst e.V. und die Buchhandelskette Hugendubel. Die Druckerei generiert derzeit rund 40 Prozent des Auftragsvolumens über diese Angebote. 

Seine Expertise in diesem Bereich stellt das Unternehmen auch anderen Druckereien zur Verfügung und entwickelt für diese ähnliche Portale.

Auftritt als Logistikpartner

Ein Stiefkind in den meisten Druckereien ist der Logistikbereich, er beschränkt sich meistens auf den bloßen Versand der fertiggestellten Druckprodukte. 

Dabei können Druckhäuser ihren Kunden gerade in diesem Bereich viele Sorgen abnehmen, in dem sie etwa als Fulfillment-Partner die Lager- und Versandlogistik anbieten. Sie übernehmen dann neben der Einlagerung der für ihre Kunden produzierten Drucksachen auch deren bedarfsgerechten Versand an die Kunden oder deren Partner. Die Kunden der Druckerei sparen sich damit Lagerfläche und Logistikaufwand – ein großer Vorteil in Sachen Effizienz, der schnell erkannt werden wird.

Neues Rollen- und Selbstverständnis

In dieser neuen Welt der Druckindustrie werden traditionell denkende Druckereien schnell an Grenzen stoßen. Das Herrschaftswissen des alten, von handwerklichen Strukturen geprägten Druckgeschäfts zählt heute nicht mehr. 

Wer im härter werdenden Wettbewerb bestehen will, sollte ein neues Rollen- und Selbstverständnis entwickeln. Heute sollten sich Druckereien als in allen Fragen der Medienproduktion kompetenter und verlässlicher Partner positionieren und präsentieren – als möglichst ganzheitliche Mediendienstleister, die im Rahmen eines „One-Stop-Shopping“-Ansatzes ihren Kunden bei allen Herausforderungen der Medienproduktion zur Seite stehen.

Ein schönes Beispiel: Die Bechtel Druck GmbH in Ebersbach an der Fils produzierte für einen Kunden immer wieder 3.000 Kataloge. Das Druckhaus übernahm auch den Versand und erhielt dafür jeweils den „aktuellen“ Datenbestand. Nach einiger Zeit überprüfte das Team einmal die angelieferten Adressdaten und stellte sehr viele Dubletten und fehlerhafte Datensätze fest. Das Ergebnis: Der Kunde stellte fest, dass 500 Kataloge ausreichen. Damit verlor die Druckerei zwar Umsatz, konnte sich aber nachhaltig als Servicepartner und Anwalt des Budgets des Kunden positionieren – und welcher Kunde würde das nicht honorieren?

Das Team muss abgeholt werden

Jeder „Change“-Prozess ist eine sensible Angelegenheit, es wird immer Skepsis und Bedenken gegenüber neuen Vorgehensweisen und Produkten geben. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen überzeugt werden, den neuen Weg mitzugehen und sich den neuen Herausforderungen zu stellen. Das Zauberwort ist Information – wenn Menschen wissen und verstehen, welchen Sinn und Zweck Änderungen an gewohnten Abläufen haben, sind sie auch bereit, sie zu akzeptieren und umzusetzen.

Offenheit ist dafür eine wichtige Voraussetzung – Offenheit gegenüber neuen Technologien, aber auch Offenheit etwa für Kooperationen mit anderen Druckereien, mit Entwicklern von Online-Angeboten oder auch Logistikpartnern. So können spezialisierte Leistungen eingekauft werden, ohne dass das dafür nötige Know-how selbst aufgebaut werden muss. 

Ohne IT ist alles nichts

Nötig ist allerdings das Verständnis dafür, dass diese neuen Ansätze datengetrieben sind und somit ohne eine moderne IT-Landschaft nicht denkbar sind. „Modern“ heißt, dass die für Auftragsmanagement und Produktion eingesetzten Systeme in der Lage sein müssen, das neue Denken mit Offenheit und Flexibilität abzubilden. 

Unser MIS Keyline beispielsweise kommuniziert über offene Schnittstellen mit anderen internen und externen Systemen und Maschinen. Das macht sie schlank, übersichtlich und flexibel. Keyline ist die ganzheitliche Schaltzentrale, in der alle Daten standardisiert, gebündelt und an nachgelagerte Lösungen verteilt werden. Nur so können Druckereien ihre Prozesse „to the max“ optimieren und Effizienzpotenziale heben, die sie so dringend ausschöpfen müssen.

Druckereien sind die Könige der Daten

Ungeachtet dessen, dass Druckereien über die freigegebenen Druckdaten der Aufträge ihrer Kunden verfügen, entstehen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg Daten von den Workflow-Systemen und anderen Software-Lösungen sowie von den eingesetzten Maschinen.

Das Bewusstsein für die hohe Bedeutung dieser Informationen entwickelt sich gerade erst in der Druckindustrie. Immerhin hat der Bundesverband Druck und Medien in seinem Jahresbericht 2019/2020 schon „eine faire Datenökonomie“ gefordert. Der Verband wendet sich gegen Datenmonopole der Hersteller von Software und Maschinen – Monopole auf Informationen, die Druckereien beispielsweise die Entwicklung datengetriebener Geschäftsmodelle ermöglichen könnten.

Demokratisierung der Druckbranche

Gefragt ist also eine Demokratisierung der Druckindustrie – und da kommt unsere offene Plattform Zaikio ins Spiel. Auf Zaikio bringen wir Druckereien, Kunden, Markeninhaber, Lieferanten sowie die Hersteller von Software und Maschinen zusammen, damit alle auf Augenhöhe kommunizieren und Daten austauschen können.

Über eine standardisierte Schnittstelle werden alle mit der Plattform integrierten Anwendungen und Maschinen, Produkt- und Prozessinformationen lesen und schreiben können. So wird aus einer Vielzahl individueller Integrationen eine einzige, ganzheitliche Integration werden – die der gesamten Druckindustrie.

Einen Vorgeschmack vermittelt das schon verfügbare und kostenlos nutzbare Zaikio Procurement. Direkt aus ihrem gewohnten MIS heraus können Druckereien über dieses Modul derzeit Papier, später auch Druckfarben, Tinte, Platten oder sonstige Verbrauchsmaterialien bei verschiedenen Händlern und Lieferanten ordern. Dabei greifen sie direkt und transparent auf die Systeme der Hersteller zu. Sämtliche Produkt- und Preisinformationen sind damit immer aktuell – ein enormer Zeit- und Effizienzvorteil.
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